Das Bier belgischer Trappistenmönche

Sechs von sieben Trappistenbieren werden in Belgien gebraut

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Wenn etwas unstrittig ist im streitbaren Belgien, dann muss es schon etwas ganz besonderes sein. Und die legendären Trappistenbiere sind es. Das gelingt sonst nur dem Königshaus, oder vielleicht noch der Liebe zu den Pommes-Frites. Dass da unter den Gambrinus-Jüngern Einigkeit herrscht und die sechs Biermarken unisono zu den Ikonen belgischer Braukunst erklärt werden, verdeutlicht ihren nationalen Kultstatus. Was macht die Biere mit der sechseckigen Schutzmarke so besonders, noch dazu in einem Land, in dem Tradition der kleinen lokalen Brauereien so innig gelebt und genossen wird?

Sechs von sieben Trappistenbieren werden in Belgien gebraut

Vielleicht ist es die einzigartige Melange von Historie, Leidenschaft, Exklusivität, Stil, Qualität, besonderem Geschmack – das alles gepaart mit einer gehörigen Prise Kult. Es beginnt schon beim Logo. Nur sechs Biermarken in Belgien dürfen sich seit 1962 Trappist nennen, denn sie werden auf den jeweiligen Klostergeländen und unter der strengen Aufsicht der Mönche gebraut. Im Gegensatz zu den Abteibieren, deren Herstellung zu großen Brauereien ausgelagert wurde. Die Trappisten gehören zum Orden der Zisterzienser und gehen zurück auf die Abtei Nôtre Dame de la Trappe in der Normandie als Namensgeber. Ein „Glücksfall“ für Belgien: Mit Orval, Chimay und Rochefort sowie Westfleteren, Westmalle und Achel liegen schiedlich-friedlich je drei in der Wallonie und in Flandern (das siebte Kloster übrigens in den Niederlanden).

„Du findest Gott in der Brauerei“ – dieser Satz aus dem Mittelalter, als den Mönchen Bier erlaubt wurde, wenn das lokale Wasser zu schlecht war, war wohl richtungsweisend für die kirchliche Biertradition. Und Tradition ist wohl auch ein Geheimnis hinter dem Kultstatus. „Mönche sind in erster Linie Mönche, und erst dann Brauer“, heißt es aus den Klöstern. Die Folge: Es gibt keine industriellen Produktionsformen, keine hohen Hektoliterzahlen – dies würde den Klosterfrieden stören. Daher sorgen die Mönche auch für deutliche Trennung.

Orval, Chimay, Rochefort

Wie beispielsweise in Orval. Die wunderschöne Klosteranlage Notre-Dame d’Orval mit ihrem im abendlichen Sonnenlicht faszinierend strahlenden goldgelben Sandstein bleibt Besuchern verschlossen. Aber auf der Zufahrtsstraße wartet ein Ausflugsrestaurant, in dem man nach Herzenslust das dunkle Starkbier der Mönche mit seinen typischen kegelförmigen Flaschen und ihre Käsespezialitäten genießen kann. Besichtigen kann man auch im Besucherzentrum die Relikte der ursprünglichen Abtei aus dem Mittelalter, den Kräutergarten der Mönche mit der ältesten Eiche Belgiens sowie einige Katakomben. Auch in Chimay, dicht an der französischen Grenze gelegen, kann man nur einen Teil der Abtei Notre-Dame de Scourmont besichtigen, gleichwohl bereitet auch hier die Umgebung ein besonders stilvolles Ambiente zum Genuss. Über 1000 Jahre alt, eingefasst in eine uralte Festungsanlage aus dem Jahr 1606 laden malerische Häuschen, kleine Gassen im Schatten der imposanten Schutzwälle zum Bummeln ein. Die Ardennenlandschaft rund um Notre-Dame de Saint-Remy in Rochefort ist ebenfalls weit mehr als eine Kulisse, sondern selbst ein Teil des Fluidums des „Rochefort“. Und gerade deshalb der ideale Ort, zu einer Entdeckungsreise in Sachen Trappist.

Trappistenbier muss man genießen

Allerdings, die „Trappisten“ sind nichts für den schnellen Durst. Sie sind zwar süffig, aber stark. Zwei bis drei Gläser sind erfahrungsgemäß das rechte Maß. Zur vollen Entfaltung ihres „Könnens“ sollten sie zwischen zehn und zwölf Grad kühl sein und unbedingt in den typischen schalenförmigen Kelchen kredenzt werden. Dann entwickeln sie ihre Blume am besten und die wunderschöne Schaumkrone über den zumeist dunklen Bieren wirkt am eindrucksvollsten.

Beim Orval gibt es „nur“ eine Sorte. Mit durchschnittlich 6,2 Prozent Alkoholgehalt – durchschnittlich, weil bei allen Trappistenbieren durch den Zusatz von Hefe und Zucker nach dem Abfüllen eine weitere Gärung in der Flasche erfolgt – schmeckt es leicht hopfig und bitter mit dezenten Aromen von Kräutern. Die Farbe der Korken unterscheiden die drei Biere aus Rochefort. Rochefort 6 mit rotem Korken und 7,5 Prozent Alkoholgehalt ist das älteste Rochefort-Bier. Grün kennzeichnet das Rochefort 8 mit 9,2 Prozent, und ein blauer Kronkorken steht für das Rochefort 10 mit 11,3 Prozent. Ihnen gemein sind die Karamell- und Fruchtaromen, die je nach Alkoholgehalt variieren. Das bekannteste unter den „Trappisten“ ist wohl das Chimay. Beim „Rouge“ mit 7 Prozent Alkohol entdecken Feinschmecker Fruchtaromen im insgesamt sehr sanften Geschmack. Diese finden sich in unterschiedlicher Ausprägung auch im bersteinfarbigen „Triple“ oder „Blanche“ (8 Prozent) und im „Bleue“, dem dunklen „Grand Réserve“. Kenner empfehlen übrigens, nur 90 Prozent des Flascheninhaltes zunächst ins Glas zu gießen, um dann erst im zweiten Anlauf den hefehaltigen Rest zu genießen.